Daniel: Herzlich willkommen, Sylke vom iai! Du bist Profi im Bereich der Labordiagnostik in der Parodontologie, was genau bedeutet das bzw. womit hast du täglich zu tun?
Sylke: Hi Daniel! Erstmal vielen Dank, dass Du mich eingeladen hast - und dann natürlich für den Profi ;-) Sagen wir mal so: Ich bin Mikrobiologin und beschäftige mich seit 25 Jahren mit der Oralen Mikrobiologie - Schwerpunkt Paro. Und genau darum geht es auch beim IAI: um Bakterien, die PA verursachen.
Es ist wissenschaftlich ja schon lange anerkannt, dass Bakterien die Hauptursache für parodontale Erkrankungen sind. Je nachdem, welche und wie viele dieser Keime in der Zahnfleischtasche vorhanden sind, reagiert unser Immunsystem darauf mit einer Entzündung und Zerstörung des Zahnhalteapparates. Hauptziel einer PA-Therapie ist es deshalb ja auch, diese Bakterien durch verschiedene Therapiemaßnahmen zu entfernen. Welche Maßnahmen das sind, richtet sich – neben den klinischen Parametern - nach der Zusammensetzung der Subgingivalflora. Manchmal reicht eine klassische mechanische Therapie, also die AIT. Manchmal genügt das aber nicht, weil Bakterien vorhanden sind, die im Gewebe oder sogar in den Epithelzellen sitzen – dann muss man denen z.B. zusätzlich mit Antibiotika auf den Pelz rücken. Als Faustregel kann man vielleicht sagen: Je mehr pathogene PA-Bakterien vorhanden sind und je stärker das bakterielle Gleichgewicht in der Zahnfleischtasche gestört ist, umso drastischer müssen die Behandlungsmaßnahmen sein. Da man nun mal nicht sehen oder riechen kann, was in so einer Zahnfleischtasche mikrobiologisch los ist, setzt man Tests ein, die das untersuchen.
In unserem Hochtechnologielabor setzen wir dazu verschiedene molekularbiologische Methoden ein, um die PA-Bakterien aus Patientenproben zu bestimmen. Dabei haben wir eine wirklich langjährige Expertise auf diesem Gebiet - der PadoTest ist z.B. das am längsten auf dem Markt befindliche Diagnostikum zum Nachweis von Parodontitis-Markerkeimen.
Daniel: „Früherkennung und Progressionsanalyse bei Parodontalerkrankungen“ ist der Titel Deiner Vortragsreihe. Kannst Du uns hier einen kleinen Einblick in das Thema geben?
Sylke: Puuh - gibst Du mir 2 Stunden? Nee, ich versuch's kurz zu machen.
Früher hat man klassische Markerkeimtests eingesetzt – also Analysemethoden auf PCR-Basis, die nur die sogenannten Schlüsselkeime, d.h. die PA-Bakterien mit der höchsten Pathogenität untersucht haben. Werden diese Keime dann in einer bestimmten Konzentration festgestellt, ist das z.B. eine Indikation für eine Antibiotikatherapie. Und weil man damit auch weiß, welche Bakterien da sind, kann auch gleich gezielt mit dem richtigen Wirkstoff behandeln.
Aber !... in der Wissenschaft und in der Diagnostik hat sich viel getan in den letzten Jahren. Mittlerweile weiß man, dass es nicht nur die Markerkeime sind, die eine PA auslösen, sondern dass ein Ungleichgewicht des gesamten Oralen Mikrobioms die Ursache ist. Diese sogenannte Dysbiose entsteht, wenn die gram-negativen, anaeroben und Krankheits-assoziierten Bakterien im Verlauf der Erkrankung die guten, mit gesunden Verhältnissen assoziierten Keime verdrängen. Je ausgeprägter diese Dysbiose ist, desto stärker reagiert das Immunsystem darauf und umso schneller wird die Krankheit voranschreiten. Und je höher die Krankheitsprogression, desto je intensiver müssen wiederum die Therapiemaßnahmen sein, um die Erkrankung zu stoppen. Kennt man also die Mikrobiomstruktur des Patienten, kann ihn man genau da abholen, wo er steht. Das heißt, er bekommt genau die Behandlung, die er wirklich braucht - nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Daniel: Ihr führt beim IAI also zwei Labortests im Programm, den PadoBiom® und den PadoTest®. Kannst Du nochmal kurz zusammenfassen, was hier der Unterschied ist, und was ich als Anwender (Praxispersonal) bei den Tests machen muss?
Sylke: Gerne! Grundsätzlich können Praxen die Probeentnahme-Sets kostenlos bei uns bestellen. Die Proben werden dann in der Praxis entnommen und kostenfrei per Post ins Labor geschickt.
Der PadoTest® ist ein klassischer Markerkeimtest auf Basis einer RT-PCR. Er analysiert die 6 wichtigsten PA-Bakterien und die Gesamtbakterienbelastung – das ist wichtig, um die Menge der einzelnen Pathogene ins Verhältnis zur gesamten Keimbelastung zu setzen. Es macht ja schließlich einen großen Unterschied, ob man 3 Unruhestifter in einem Klassenzimmer oder in einem Fussballstadion hat. PadoTest® ist außerdem der einzige kommerzielle Test, der Filifactor alocis nachweist – ein new kid on the block, dem die Wissenschaft heute ausgesprochene Hooligan-Qualitäten attestiert. Ach, was übrigens noch viel wichtiger ist: durch eine Zusatzuntersuchung können wir eine sogenannte Aa-Serotypisierung durchführen. Aa ist nämlich nicht gleich Aa. Eigentlich gilt dieses Bakterium als das mit der höchsten Pathogenität, aber: Es gibt verschiedene PadoTest®, og. Serotypen des Aa. Der Serotyp a ist zum Beispiel überhaupt nicht schlimm, sogar eher mit Gesundheit assoziiert. Während für alle anderen Serotypen ein Antibiotikum nötig ist, wäre das beim Serotyp a eine echte Übertherapie. Und immerhin haben 25% aller Aa-positiven Patienten den Serotyp a. Man muss aber auch ganz klar sagen, dass diese alten Markerkeimtests – egal, welche Methode oder welcher Anbieter – echte Dinosaurier sind. Indem sie nur auf diese kleine Gruppe von Bakterien fokussieren, greifen sie viel zu kurz – schließlich gibt es über 700 verschiedene Spezies im oralen Mikrobiom.
PadoBiom® kann da viel mehr und ist eine völlig neue Methode zur Bewertung der Zahnfleischtasche. Der Test analysiert nämlich wirklich das orale Mikrobiom und dessen Gleichgewicht mittels Next Generation Sequencing. Das ist eine hochmoderne molekularbiologische Methode, die alle Bakterien in einer Probe abbilden kann.
Kernstück des PadoBioms ist der sog. Dysbioseindex. Der gibt an, ob das Mikrobiom des Patienten im Gleichgewicht ist oder nicht. Mittels statistischer Vergleichsanalysen wird zusätzlich die Krankheitsprogression ermittelt. Die Kombination aus Dysbiose-Index und Progressionsanalyse bestimmt dann, welche Therapiemaßnahmen der Patienten tatsächlich braucht, ohne Über- oder Untertherapien zu riskieren. Antibiotikaunterstützung in der AiT wird zum Beispiel nur für Patienten empfohlen, die eine Dysbiose und ein hohes Progressionsrisiko haben. Zusätzlich werden trotzdem noch die Markerkeime bestimmt – also Pathogenitätsindikator sozusagen, und die Serotypisierung von vorhandenem Aas durchgeführt. Die Kirsche auf der Torte ist dann noch, dass auch geschaut wird, ob im Mikrobiom des Patienten Resistenzgene gegen Antibiotika vorhanden sind, die im Rahmen der PA-Therapie üblicherweise eingesetzt werden.
PadoBiom® erlaubt also eine bedarfsorientierte, personalisierte Therapie, außerdem hilft der Test das Grading zu und damit die UPT-Frequenz verifizieren, Krankheitsverständnis sowie Compliance des Patienten zu fördern und!!! den Behandlungserfolg durch die Berücksichtigung von Resistenzen zu steigern. Als Monitoringtool in der Nachsorge kann er zudem wiederauftretende dysbiotische Tendenzen frühzeitig erkennen und damit erneute PAR-Therapien verhindern.
Und damit sind wir auch schon bei einer weiteren, ganz wichtigen Indikation von PadoBiom®! Man kann ihn nämlich auch zur Früherkennung von Parodontalerkrankungen einsetzen. Eine Dysbiose oder dysbiotische Tendenzen sind schon zu erkennen, bevor klinische Symptome auftreten. Wenn man eine Mikrobiomanalyse also einsetzt, um Gesunde und v.a. Risikopatienten zu monitoren, kann man damit auch PA-Erkrankungen verhindern, indem man betroffene Patienten z.B. in ein engmaschiges Prophylaxe-Protokoll einbindet. Ich kenne kein anderes Tool, mit dem das so präzise möglich ist. Und wenn ich an das GKV-Finanzstabilsierungsgesetz einerseits und den drohenden PA-Tsunami aufgrund des demografischen Wandels andererseits denke, brauchen wir da dringend Lösungsansätze.
Daniel: Das hört sich ja echt spannend an! Wenn ich mich richtig erinnere, werden mikrobiologische Tests in der neuen Leitlinie aber doch nicht mehr empfohlen, oder?
Sylke: Da hast Du recht, Daniel! Hintergrund dafür war, dass AB-Resistenzen weltweit zunehmen und AB natürlich immer auch NW haben. Die Empfehlungen der Leitlinie beziehen sich aber auf die alte Testgeneration – also den traditionellen Markerkeimtests - und sagt explizit, dass AB nicht routinemäßig und nur bei hoher Krankheitsaktivität gegeben werden sollen. All dem und noch mehr folgt PadoBiom® vollumfänglich: AB werden nur bei Dysbiose und hoher Progression empfohlen. Die Wirkstoffauswahl berücksichtigt außerdem – wie von der WHO in seinem Antibiotic Stewardship gefordert: gezielte und möglichst Schmalspektrum-Antibiotikatherapie - also Mono- statt Kombinationstherapie, sowie das Gebot, AB grundsätzlich nur nach mikrobiologischer Diagnostik zu verabreichen. Zusätzlich – und das ist echt wichtig – analysiert PadoBiom® vorliegende AB-Resistenzgene. In Studien konnten wir zeigen, dass 75% der Patienten Resistenzgene zumindest gegen eine AB-Klasse tragen. Zumindest für Clindamycin resultierte das auch in einer 100%igen, phänotypischen Resistenz. Aktuell ist das besonders wichtig zu wissen, da ein Engpass für Metronidazol besteht und Clinda die erste Alternativmedikation hierfür ist. Wenn man kein Therapieversagen riskieren will, wäre es schon gut zu wissen, ob das auch funktioniert oder ob man lieber auf einen anderen Wirkstoff setzen sollte.
Daniel: Labordiagnostik hört sich recht teuer für die Praxen an, was kostet das?
Sylke: Der PadoTest® sucht bezüglich Preis-Leistungs-Verhältnis wirklich seinesgleichen. Mit 44€ inklusive Mehrwertsteuer ist er für 6 Markerkeime, TBL und TML der günstigste auf dem Markt - und auf Kontrollanalysen gibt's sogar nochmal 20% Rabatt. PadoBiom® kostet 98€ - das ist für eine NGS-Mikrobiomanalyse extrem wenig. Zudem entspricht er den LL und umfasst neben Dysbioseindex und Progression auch noch die Markerkeimanalyse, die Aa-Serotypisierung und die AB-Resistenzgene.
Grundsätzlich zahlt der Patient diese Art der Diagnostik selbst – einige PKVen übernehmen sie aber auch. Allerdings hätte ich da noch einen ultimativen Tipp: einige Zahnzusatzversicherungen übernehmen auch die Kosten für diese Analysen. Einfach mal auf unserer Homepage gucken – unter www.institut-iai.ch/de/service/kostenübernahme oder direkt bei unserem Kooperationspartner Zahnidee informieren!
Daniel: Wo kann ich Dich kennenlernen bzw. wo kann ich mir Euer Konzept anschauen?
Sylke: Infos über unsere Tests und noch vieles mehr gibt's auch auf unserer Homepage. Wer mich wirklich persönlich treffen will, kann das im Rahmen unserer Roadshow tun – einfach für eine der Fortbildung anmelden – da gibt's dann auch gleich noch 5 Fortbildungs-Punkte. Wir bieten aber auch regelmäßig kostenlose Webinare an und ich habe eine Podcast-Reihe: in Mundgeschichten unterhalte ich mich mit coolen Gästen über interessante Themen rund um die PA.
Daniel: Habt ihr auch eine Art Muster zum Ausprobieren für Praxen?
Sylke: Ja – sowas Ähnliches! Wir bieten unsere Tests zum Kennenlernen zu einem Rabatt von 20% an.
Könnt Ihr übrigens auch über PIXEL.dental bestellen: PadoBiom® und PadoTest®
Daniel: Klasse, danke für Deine Insights!
Hier auch das komplette Video auf YouTube: