Fluorid ist ein viel diskutierter Wirkstoff, der nicht nur in Zahnpasten enthalten ist, sondern als Lack auch zur Härtung des Zahnschmelzes und zur Kariesprophylaxe eingesetzt wird. Leider stehen Fluoride auch oft in der Kritik. Dieser Artikel zeigt, welche Vor- und Nachteile der Wirkstoff haben kann.
Was sind Fluoride?
Fluoride werden oft mit Fluor in Verbindung gebracht, obwohl es sich grundsätzlich um zwei verschiedene Stoffe handelt. Während Fluor ein giftiges Gas ist, sind mit Fluoriden die Salze der Flusssäure gemeint. Sie sind zum Beispiel im Trinkwasser enthalten, kommen aber auch in geringen Mengen in Lebensmitteln vor. Die besten Fluoridlieferanten sind Fisch, Krustentiere und Tee. Der Fluoridgehalt des Trinkwassers liegt im Durchschnitt bei weniger als 0,3 Milligramm je Liter, wobei die Menge je nach Region variieren kann. Um eine ausreichende Fluoridzufuhr sicherzustellen, wird der Wirkstoff oft künstlich zugesetzt, wie zum Beispiel beim Salz oder Mineralwasser.Welche Wirkung kann Fluorid haben?
Der Wirkstoff ist nicht neu, sondern soll bereits Anfang des 19. Jahrhunderts entdeckt worden sein – sowohl im Mineralwasser als auch in den Zähnen. Mitte des 19. Jahrhunderts glaubte man, dass er den Zahnschmelz festigen und so zur Vorbeugung von Karies beitragen kann. Deshalb wurde in den Fünfzigerjahren eine fluoridhaltige Zahnpasta in den USA entwickelt. Auch in Deutschland setzten sich fluoridhaltige Zahnpasten zunehmend durch.
Vor allem in der Zahnmedizin wird Fluorid gezielt zur Kariesprophylaxe eingesetzt, zum Beispiel durch die Einnahme von Fluoridtabletten bei Kindern oder durch die Behandlung der Zähne mit Fluoridlack. Mit großem Erfolg, wie eine Mundgesundheitsstudie aus dem Jahr 2016 zeigt. Danach hat sich die Zahl der Menschen mit kariesfreien Zähnen zwischen 1997 und 2004 verdoppelt.1 Die Anzahl der Menschen, die an Wurzelkaries leiden, hat sich laut der Studie sogar halbiert.2
Viele Zahnärzte sind sich sicher, dass das Ergebnis der Studie auf die regelmäßige Verwendung von fluoridhaltigen Zahnpflegeprodukten – in Kombination mit einer speziellen Fluoridierung beim Zahnarzt – zurückzuführen sein könnte. Schließlich ist der Zahnschmelz täglich hohen Belastungen ausgesetzt – vor allem durch den häufigen Verzehr säurehaltiger Lebensmittel, die zu einer Demineralisierung des Zahnschmelzes beitragen und das Kariesrisiko erhöhen können. Derzeit geht man davon aus, dass fluoridhaltige Produkte in Bezug auf die Kariesprophylaxe gleich mehrere positive Eigenschaften haben können.
So können sie zum Beispiel
• einer Demineralisierung vorbeugen,
• zu einer schnelleren Remineralisation beitragen,
• die Widerstandsfähigkeit des Zahnschmelzes verbessern,
• die bakterielle Säureproduktion hemmen, beziehungsweise mindern,
• die natürliche Einlagerung von Fluoriden im Zahnschmelz fördern (beispielsweise
durch die Gabe von Fluoridtabletten im Kindesalter)
Wie werden Fluoride in der Praxis eingesetzt?
Fluoride sind aus der Zahnarztpraxis nicht mehr wegzudenken, um die Zähne möglichst bis ins hohe Alter vor Karies zu schützen. Viele Zahnärzte bieten dazu vielfältige Möglichkeiten an, um die Fluoridversorgung ihrer Patienten so früh wie möglich sicherzustellen und damit einen Beitrag zur Kariesprophylaxe zu leisten. Sie treten dabei nicht nur als Behandler, sondern auch als Berater auf und müssen gegebenenfalls die Vor- und Nachteile gegeneinander abwägen oder ganz individuell auf den jeweiligen Patienten abstimmen. Gerade in der heutigen Zeit ist das Thema Fluoridierung durch kontroverse Diskussionen zu einem sensiblen Thema geworden.
Generell wird empfohlen, so früh wie möglich, möglichst schon im Säuglingsalter, mit der Fluoridierung zu beginnen, zum Beispiel durch Fluoridtabletten. Ab dem Durchbruch der ersten Zähne können die Zähne optional auch mit einer fluoridhaltigen Zahnpasta (Reiskorngröße) geputzt werden, wobei der Fluoridgehalt 1.000 ppm nicht überschreiten sollte. Ab dem zweiten Lebensjahr können Eltern die Zähne ihrer Kinder auch mit einer fluoridhaltigen Zahncreme (Erbsengröße) putzen.
Das Trinkwasser kann bei der Auswahl von fluoridhaltigen Produkten maßgeblich sein. Die Wasserwerke in den Regionen geben diesbezüglich Auskunft, wie hoch der Fluoridgehalt jeweils ist. Sollte er beispielsweise mehr als 0,7 Milligramm Fluorid pro Liter betragen, sollte auf die Gabe von Fluoridtabletten verzichtet werden. Eine regelmäßige Behandlung der Zähne mit einem Fluoridlack kann die Zähne zusätzlich schützen. Dank der guten Fließeigenschaften können Zahnärzte mit Fluoridlack auch schwer zugängliche Stellen fluoridieren – selbst im fortgeschrittenen Alter oder bei Zahnersatz. Der Vorteil der zahnärztlichen Fluoridierung ist, dass sie unter kontrollierten Bedingungen durchgeführt werden kann.
Welche Nachteile kann eine Fluoridierung haben?
Fluoridierungen wurden in der Vergangenheit häufig kritisiert. Sie werden auch heute noch mit vielen Nachteilen in Verbindung gebracht, die zum Teil kontrovers diskutiert werden. Häufig wird in diesem Zusammenhang von Vergiftungen gesprochen, weshalb oft die generelle Empfehlung ausgesprochen wird, auf den Wirkstoff zu verzichten. Kein Wunder also, dass nicht nur Eltern, sondern auch Zahnärzte unsicher sind. Laut Mundgesundheitsstudie kann eine regelmäßige Fluoridierung jedoch zum Schutz vor Karies beitragen.
Negative Beispiele sind häufig auf eine zu hohe Dosierung zurückzuführen. Wie bei der Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln oder Medikamenten sollte man sich immer an die angegebene Dosierung halten – vor allem, wenn es sich um spezielle fluoridhaltige Zahnpasten oder Fluoridtabletten handelt. Dies kann besonders für Kinder gefährlich sein, da Fluorid in hohen Dosen toxisch wirken kann. Schon geringe Mengen können zu weißen Flecken auf den Zähnen führen – auch Fluorose genannt. Deshalb sollte der Wirkstoff vor allem bei Kleinkindern nicht überdosiert werden. Als Obergrenze gilt bei Kindern eine tägliche Fluoridmenge von 1,5 (bis 3 Jahre), beziehungsweise 2,5 Milligramm (4 bis 8 Jahre) pro Tag.
Auch bei Erwachsenen ist die unbedachte Einnahme des Wirkstoffs nicht völlig unbedenklich, allerdings sind auch hier mögliche Nebenwirkungen erst bei Einnahme größerer Mengen zu erwarten. So geht man derzeit davon aus, dass ein Erwachsener mindestens den Inhalt von zwei bis drei Zahnpastatuben verzehren müsste, um den Wirkstoff in größeren Mengen aufzunehmen und eine mögliche Überdosierung zu erreichen.