Interview mit Vesna Braun von Praxis and More

Im Interview mit Vesna Braun von Praxis & More

12.12.2022

Daniel"Hallo Vesna Braun, besten Dank, dass Sie uns für ein kurzes Interview zur Verfügung stehen! In der Dentalbranche steht Ihr Name für erfolgreiches Praxismanagement, Sie haben zahlreiche Publikationen über Patientenumgang, Prophylaxethemen, Qualitätsmanagement u.v.m. veröffentlicht. Mich interessiert immer, was für Sie der ausschlaggebende Punkt war, sich in diesem Bereich selbstständig zu machen?"

Vesna Braun"Hallo Herr Felsing und hallo liebe PIXEL.dental Community.
Der Wunsch nach Selbstständigkeit stand bei mir nie im Vordergrund, sondern der Spaß und die Professionalität in meinem Beruf. Bis zu meinem 30. Lebensjahr, habe ich sehr viel Zeit und Geld in meine berufliche Tätigkeit investiert. Immer mit dem Blick auf die Besten, viele Weiterbildungen im In- und Ausland (Dänemark & Schweiz) besucht und versucht so viel Wissen wie nur möglich aufzusaugen. Hoch motiviert kam ich in die Praxis zurück, um das neu Erlernte umzusetzen und genau ab da traten dann auch schon die Hürden auf. Der Chef, die Kolleginnen, der Patient und natürlich die Wirtschaftlichkeit, die wir in einer Zahnarztpraxis nie aus den Augen verlieren dürfen. Bitte nicht falsch verstehen, ich arbeite in einer großartigen Praxis (nunmehr seit über 32 Jahren), mit Chefs, die mich unterstützen und Kolleginnen, bei denen auch das Prophylaxeherz brennt. Nur darf man eben nicht vergessen, dass auf all den Kongressen, Schulen, etc. zahnmedizinisches Fachwissen vermittelt wird. Diverse Studien, Untersuchungen uvm., alles wichtig, aber eine Checkliste, wie ich es dann in meiner Praxis und an meinem Patienten umsetze, war nicht dabei. Meist waren die Dozenten aus Universitäten, Hochschulen... da ist der Alltag einfach ein anderer. Was soll ich sagen, ich habe viele Techniken und Vorgehensweisen ausprobiert, um dann ein schlüssiges Therapiekonzept auszuarbeiten. Mühselig, langwierig und natürlich hat auch nicht immer alles funktioniert, aber ich habe sehr viel daraus gelernt. Erst nach 13-jähriger Praxis- und Prophylaxeerfahrung kam die Idee, das praxisorientierte Propyhlaxewissen an andere weiterzugeben und dann entsprechend der Praxisphilosophie, Mitarbeiterqualifikation und Möglichkeiten eine angepasste und individuelle Schulung anzubieten."

Interview Vesna Braun bei pixel.dental

Daniel: "Erst letztens durfte ich Sie bei einem Vortrag zum Thema „Änderung von Gewohnheiten: Die große Herausforderung der Motivation!“ erleben. Ist Motivation Ihrer Meinung nach der zentrale Schlüssel für eine gute Zusammenarbeit?“

Vesna Braun: "Auf jeden Fall. Wie heißt es so schön: Jeden Mensch bewegt etwas! Bleibt die Frage was? Es gibt so viele Motivationsgründe. Im privaten Bereich, im Job, beim Patienten. Beim letzteren ist die Motivation unerlässlich. Für ein Zahn- und Mund gesundes Verhalten, das Recall, die Termineinhaltung, die Rechnungsbegleichung...und natürlich bei der Umsetzung einer guten häuslichen Mundhygiene. Unsere Aufgabe besteht darin, den Patienten zu optimalen Präventionsmaßnehmen zu bestärken und wo es geht zu unterstützen. Hatte man früher noch auf eine gute Compliance (Befolgung eines zahnärztlich verordneten Therapieplans) gesetzt, verfolgt man bei der Motivation immer mehr die Adhärenz, also ein Therapiekonzept, welches gemeinsam von Patienten und Praxis/Prophylaxe entwickelt wird. Meinen Patienten kann ich nur als Partner gewinnen, wenn ich gut zuhöre. Also, was ist meinem Patienten wichtig? Und aus welchem Grund ist dieses oder jenes so schwierig umzusetzen. Erst wenn ich meinen Patienten kenne, kann ich individuelle Tipps geben und nur wenn ich in der Recallsitzung nachfasse, kann ich die Gründe einschätzen und neue Wege finden. Gemeinsam entwickeln wir einen individuellen Mundhygieneplan, der für den Patient alltagstauglich und umsetzbar ist. Der Patient fühlt sich ernst genommen, arbeitet mit und ich kann ihn in seinen Bemühungen bestärken, loben und weiter anspornen. Dieses Verhalten schafft Vertrauen, die Basis für eine lange Zusammenarbeit."

Daniel: "Wie wichtig ist für Sie ein guter menschlicher Umgang mit Kolleginnen und Kollegen sowie mit Ihren Patienten?"

Vesna Braun: "Ein respektvoller und loyaler Umgang ist die Basis jeder guten Zusammenkunft. Ob in der Praxis, in der Familie oder unter Freunden. Jeder Mensch ist so einzigartig! Ganz gleich, ob Patient, Kollegin…die Stärken und Interessen jedes Einzelnen zu erkennen, um sie dann gewinnbringend für alle umzusetzen, bringt nicht nur Erfolg, sondern macht zusätzlich Spaß und schweißt sprichwörtlich zusammen. Sie glauben gar nicht, was ich alles von meinen Patienten lerne."

Vesna Braun mit Patienten

Daniel: "Würden Sie sagen, dass dies den Praxiserfolg maßgeblich beeinflusst?"

Vesna Braun: "Ja natürlich, allein bewegt man wenig. Im Team (sei es mit dem Patienten oder den Kolleginnen) kommt man erst richtig voran und wird viel kreativer. In unserer Praxis bin ich nicht nur die Prozessbeauftrage der Prophylaxeabteilung, sondern leite auch den Bereich, der derzeit aus 8 Prophylaxekolleginnen besteht. Wir sind ein „Rädchen“ von vielen anderen Bereichen in der Praxis. In einer Praxis gibt es viele Prozesse (Rezeption, Assistenz, Prophylaxe, Personal, Labor...), die einzeln, aber auch zusammen funktionieren müssen. Das heißt für mich konkret: Ausrichtung und Ziele der Prophylaxe mit dem Chef besprechen, Schnittstellen mit anderen Bereichen besprechen, Prophylaxeteambesprechungen führen, Lösungen finden, überprüfen, korrigieren usw. Klingt vielleicht gewöhnungsbedürftig, aber jedes „Rädchen“ greift in ein anderes und zusammen bewegen wir uns und die Praxis nach vorne."

Daniel: "Erzählen Sie mir doch etwas mehr über „Praxis an More“, wo liegen Ihre Schwerpunkte und was machen Sie besonders gerne?"

Vesna Braun: "Als praktizierende Dentalhygienikerin liegen die Schwerpunkte klar in der Prophylaxe und deren Vermittlung und Implementierung in der Praxis. Dies ist aus heutiger Sicht ein großer Bereich und der Delegationsrahmen bietet den Mitarbeitern eine Vielzahl an Möglichkeiten sich einzubringen. Beginnend mit der Frühuntersuchung für die Kleinsten, der Individualprophylaxe mit der Möglichkeit von Fissurenversiegelung, Infiltrationstechnik und der systemischen KFO-Prophylaxe. Bei den Erwachsenen dann die professionelle Zahnreinigung, Zahnaufhellung, unterstützenden PAR-Therapie, Instrumentenkunde, Halitose, apdT-Therapie (Softlaser), Prophylaxe Maßnahmen bei Implantat Patienten oder Risikopatienten, geriatrische Prophylaxe oder für vulnerablen Patienten. Präventionsmaßnahmen sind nicht nur vielseitig, sondern müssen, wenn sie Erfolg haben wollen, individuell angeboten und durchgeführt werden. Genau hier setzt Praxis & More mit seinen Präsenzschulungen, Fortbildungen und Webinaren ein. Immer häufiger wird aber auch nach Praxis-/Prophylaxeanalysen, Kommunikations/Verkaufsschulungen, Up-Dates und Produktschulungen angefragt. Meine langjährige Praxis-, Referenten-, Prüfererfahrung hilft mir praxisnahe und umsetzbare Vorgehensweisen vorzustellen. Dass ich über die vielen Jahre eng mit den meisten Dentalfirmen zusammenarbeite (Entwicklung, Neuigkeiten, nationale/internationale Schulungen, Messeeinsatz, Anwendung, Indikation...) hilft mir im Hinblick dentaler Entwicklung und den Praxen, da ich vor Ort mit jeglichen Geräte-/Instrumentenmarken und Technologien umgehen und die auch lehren kann. Das empfinde ich als sehr wichtig, denn in Praxisschulungen üben wir immer am „echten“ Patient und mit dem vorliegenden Equipment der Praxis. Als Qualitätsmanagement Beauftragte kenne ich die Vorzüge eines gelebten QM Systems nur zu gut und helfe auch hier mit Rat und Tat und freue mich jedes Mal mit, wenn die Begeisterung auf Kolleginnen und Praxen übergeht. Schon seit Jahren halte ich auch Vorträge für diverse Kranken-/Altenpfleger Schulen, Vereine, Patienten-/Gesundheitsorganisationen, die ich immer sehr spannend finde, da ich dort genau die andere Seite (die Patientenseite) mit all den Fragen und Erfahrungen erfahre. Diese Erfahrung kann ich wiederum in den Fachvorträgen weitergeben. Kooperationen bestehen auch mit vielen Verlagshäusern, die Autoren, die mich für diverse Publikationen, Büchern, didaktischen Hilfsmitteln buchen. Alles zusammen bietet Praxis & More eine große Angebotsvielfalt an und immer passend zum Kunden/Mitarbeiter/Patient an. Genau hier liegt auch der Spaßfaktor, wenn mein Gegenüber, nachdem Vortrag oder nach der Schulung für unser Präventionsthema genauso brennt wie ich. Wenn ich Teams zusammenführen kann, wenn die Prophylaxe hochwertiger durchgeführt und Praxisumsätze gesteigert werden kann. Dann macht es Allen richtig Spaß!"

Praxis and More

Daniel: "Gibt es in Ihrem Bereich auch schwierige Kunden und wie gehen Sie hiermit um?"

Vesna Braun: "Schwierig? Na ja, schwierig ist es für mich, wenn die Praxis meint, mit einem 4-stündigen Termin alle Probleme der Praxis zu lösen. Das ist für mich unmöglich. Auch wenn die Praxis keine konkreten Erwartungen oder Ziele hat, ist es schwer etwas zu bewegen. Wir verbringen dann zwar eine schöne Zeit miteinander, aber eine Nachhaltigkeit hat die Schulung dann nicht. Aus diesem Grund versuche ich mir im Vorfeld so viele Informationen über die Praxis (Philosophie), Mitarbeiter (Qualifikation, Zuständigkeit, Prophylaxeangebot) einzuholen. Wo gibt es Probleme, was könnte besser laufen usw. Meine Fragen führen meist dazu, dass sich die Gesprächspartner Gedanken über den Alltag machen und ich die Erwartungen besser erfahre. Gemeinsam finden wir meist eine individuelle Lösung."

Daniel: "Viele Inhalte sind den meisten Praxen bestimmt bekannt oder sie haben das schon mal gehört, setzen diese aber meist doch nicht um. Was können Sie unseren Lesern für ein nachhaltige Umsetzung an Tipps geben?"

Vesna Braun: "Bei externen Kursen und Vorträgen finde ich viele Teilnehmer aus unterschiedlichen Praxen vor. So muss ich meine Tipps weit streuen, um für jeden Beispiele zur Umsetzung anzubieten. Was für die Generalistenpraxis möglich erscheint, muss für die Spezialistenpraxis oder Klinik nicht das gleiche bedeuten. Sprich bei solchen Kursen müsste jede Teilnehmerin sich selbst Gedanken machen, welcher Tipp passen könnte und ihn selbst umsetzen. Von Vorteil kann auch sein, dass man sich nicht zu viel vornimmt, vielleicht drei Tipps. Die sollten zeitnah mit dem Vorgesetzten und dem Team besprochen und dann strukturiert umgesetzt, reflektiert und dann korrigiert werden. So können auch die nächsten Empfehlungen etabliert werden. Bei internen Kursen ist das wesentlich einfacher, für mich und für die Teilnehmer, dort selektiere ich und kann ganz konkrete und gezielte Tipps geben."

Daniel: "Danke für die tollen Einblicke und Tipps!"

Wenn Ihr Schulungsbedarf in genau diesen Themen bei Euch in der Praxis festgestellt habt, könnt Ihr direkt unter www.praxis-and-more.de einen Termin mit Vesna Braun ausmachen!

#Autor

Daniel Felsing

Seit dem Jahr 2005 ist DANIEL FELSING fester Bestandteil der Dentalbranche. Als stolzer Gründer der PIXEL.dental hat er es sich zur Aufgabe gemacht, Zahnarztpraxen die Recherche nach Dentalbedarf zu Spitzenkonditionen abzunehmen. Interessiert am WHY der PIXEL.dental?

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